Editorial
Liebe Abonnent*innen der Fördermittelliste,
vor dem Hintergrund stagnierender öffentlicher Haushalte und zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheiten gewinnt die strategische Diversifizierung von Finanzierungsquellen an Bedeutung. Während staatliche Mittel weiterhin eine tragende Rolle spielen, entwickeln sich private Zuwendungen – bspw. individuelle Spenden oder testamentarische Verfügungen – zunehmend zu tragenden Säulen nachhaltiger Finanzierung.
Ein Blick auf die aktuelle Spendenentwicklung unterstreicht diese Tendenz: Die "Bilanz des Helfens 2024" weist ein Spendenvolumen von 5,1 Milliarden Euro auf individueller Ebene bei einer durchschnittlichen Einzelspende von 43 Euro aus. Auch wenn die Zahl regelmäßiger Spender*innen rückläufig ist, zeigt sich insbesondere bei den 30- bis 39-Jährigen eine steigende Spendenbereitschaft – ein Indiz für sich wandelnde gesellschaftliche Engagementformen.
Diese Veränderungen spiegeln sich auch in den thematischen Schwerpunkten der Spenden wider. Die Präferenzen verschieben sich zugunsten sozialer, bildungsbezogener und ökologischer Projekte. 56 % der Spendenmittel verbleiben im Inland – ein deutliches Zeichen für die Bedeutung lokal verankerter Initiativen.
Ein weiterer relevanter Aspekt der Finanzierungsdiversifizierung ist das gemeinnützige Vererben. Etwa 20 % der Befragten zwischen 50 und 70 Jahren – unter jenen mit aktueller Spendenpraxis sogar rund 30 % – ziehen in Betracht, eine Organisation testamentarisch zu bedenken. Umwelt- und Tierschutz sowie Kinder- und Jugendhilfe stehen dabei im Fokus. Dass rund 90 % der Befragten über diese Möglichkeit informiert sind, verweist auf ein zunehmendes gesellschaftliches Bewusstsein für gemeinwohlorientiertes Handeln über das eigene Leben hinaus (Quelle: Spendenmonitor 2024).
Damit das Potenzial individueller Zuwendungen nachhaltig ausgeschöpft werden kann, bedarf es klarer strategischer Grundlagen und verlässlicher Rahmenbedingungen. Vertrauen ist hierbei das zentrale Fundament. Fundraising-Strategien, die auf konsistente Kommunikation, nachvollziehbare Wirkungsberichte und den Aufbau langfristiger Beziehungen setzen, fördern nicht nur die finanzielle Stabilität, sondern stärken zugleich die gesellschaftliche Verankerung und Legitimität gemeinnütziger Organisationen.
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